Skulptur

In ihrer aktuellen Schaffensphase thematisiert Eva Specht eigenwillige und ausdrucksstarke Charakterköpfe:

„Der Kopf steht bei meiner Kunst immer für den ganzen Menschen, für sein Inneres und Äußeres, für Emotionen und Ereignisse in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Manchmal geht es mir um Dinge, die vordergründig nicht sofort sichtbar sind, einer Wirklichkeit hinter der Realität.“

Oft provoziert Eva Specht durch die Verwendung unterschiedlicher Materialien Spannungen im Ton. Dadurch entstehen zufällige Risse und Brüche, die dem Betrachter den Blick in tiefere Schichten ermöglicht und die Zerbrechlichkeit des Lebens erahnen lässt.

Innerhalb des über mehrere Wochen andauernden Arbeitsprozesses verwendet sie neben Steinzeug auch Porzellan, Paperclay, Glas, Metall und Scherbenstücke. Diese sind zum Teil Fundstücke mit eigenen spannenden Geschichten, die nun ihre Kopf-Skulpturen beleben.

O.T.

Ohne Titel, diese Bezeichnung lässt ja immer viel Raum für eigene Wahrnehmung und Interpretation. Was sehen sie?

Vier Figurinen am oberen offenen Kopfrand?

Ich selbst sehe eine Geschichte:

Ein Mensch, von Wänden umschlossen, begrenzt, wie gelähmt, am Boden, in sich gekehrt. In dieser Situation erreichen ihn Gedanken wie „steh auf …und geh´ Gehe deinen Weg in dieser Welt, du bist befähigt, eigene Schritte zu gehen.

Der folgende Ausschnitt hier ist mir persönlich der Wichtigste, ich überschreibe ihn gerne mit „In Bewegung kommen“, „Mut für den nächsten Schritt“ oder „In Balance kommen“. Dieses Herauskommen aus einer Belastung. Der springende Punkt.

Es folgen die Stationen „ Kraft schöpfen“ oder ausruhen und schließlich „Ziel erreicht“ oder „Rückschau“.

Mir ist in meiner Kunst auch wichtig, inspirierende, mutmachende Aspekte zu verankern, die auch helfen können Lebenskrisen zu überwinden.

Den Betrachtern bleibt es jedoch selbst überlassen, welche Gedanken und Geschichten sie sehen und welche persönliche Titel sie vergeben mögen.

BEGEGNET / BERÜHRT

Beide Arbeiten haben Nähe und Distanz von Beziehungen zum Thema. Im Pandemiejahr standen wir oft vor Fragen nach Begegnung, Berührung, Umarmung, Nähe und Distanz…  Eine Hand, zart und flüchtig, ist auf Hals und Gesichtsbereich zu sehen. Es handelt sich um die eigene Hand der Künstlerin im Umdruckverfahren mit flüssigem Porzellan.

ZUVERSICHT AUF DEM WEG DURCH DIE ZEITEN

Dieses Werk aus dem Jahr 2020 wurde von Eva Specht mehrere Male neu mit Oxiden, Engoben und Glasuren übermalt und wiederholt bei 1140°C gebrannt.
Sie erzählt, wie sich in den vielen übereinander gelagerten Farbschichten unterschiedliche Stadien ihrer eigenen Stimmung und Befindlichkeit des Pandemiejahres spiegeln.
„Die kleine Figur oberhalb der Schulter, an der Halsschlagader, steht für einen Ort, tief im Innersten meiner Seele, Ruheort und Kraftquelle und Lebenspuls, von dem aus ich mich gestärkt und zuversichtlich neu der Welt zuwende.“

„Meine Kopfskulpturen zeigen Momentaufnahmen eines Zustandes, dem Ausdruck einer Empfindung oder einer Wesensart – Flüchtige Augenblicke.“

Eva Specht ist selbst immer wieder beeindruckt von der Metamorphose, die der Ton unter ihren Händen bis zur gebrannten dauerhaften Keramik durchläuft. So entsteht mit jedem Stück ein Unikat.